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Bewegung und Bewegungsdrang

17. September 2019

Kapitel 3.2 – Leseprobe (Lesezeit: 4 Minuten)

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Schweine im Weltall und ihre Muskeln

Wissen Sie noch, was Sie am 7. Juli 1985 gemacht haben? Saßen Sie vielleicht ebenfalls vor dem Fernseher? An diesem Tag gewann Boris Becker 17-jährig als erster Deutscher das Tennisturnier in Wimbledon. Etwa zur gleichen Zeit entdeckte der drei Jahre jüngere Elon Musk das Buch »Per Anhalter durch die Galaxis« und seine Weichen waren gestellt. Musk – heute exzentrischer Visionär, Unternehmer und besonders für sein Elektroauto »Tesla« bekannt – hatte seine wahre Leidenschaft gefunden: die Technologien der Zukunft. Diese Leidenschaft lebt er bis heute, und mit seinem Unternehmen »SpaceX« möchte er 2024 die ersten Menschen zum Mars schicken. Und wenn es nach ihm geht, dann sollen bis 2060 mindestens eine Million Marsianer dort leben. Einer muss die Menschheit ja retten und genau das ist seine Mission.

Juri Gagarin war zwar nie auf dem Mars, aber der erste Mensch im All überhaupt. Der russische Kosmonaut umrundete in 108 Minuten die Erde. Das war 1961. Nicht ganz ein Jahr davor umkreisten die beiden Hunde Belka und Strelka unseren Planeten und drei Jahre davor schon die Mischlingshündin Laika. Was kaum jemand weiß: Auch mit Schweinen experimentierten die Russen und gaben ihnen Wein zu trinken, bevor sie in den Himmel abhoben. Das entspannt und macht lustig.

Betrunkene Weltraumschweine wären für Musk kein Problem, der Muskelabbau und Knochenschwund in Schweine- und Astronautenkörpern schon. Nach einem längeren Aufenthalt im All können Astronauten weder laufen noch stehen, müssen aus der Raumkapsel getragen werden und ein Reha-Programm durchlaufen, um wieder fit für die Erde zu sein. Der menschliche Körper leidet unter der Schwerelosigkeit, verliert deutlich an Kraft und die Knochen werden entmineralisiert.[1] Obwohl die Astronauten während ihres Aufenthalts im Weltraum nach bewährten Methoden trainieren, schlägt dieses Training nur bedingt an.[2] Ein Problem, das noch gelöst werden muss, denn auf dem Mars gibt es niemanden, der einen aus der Raumkapsel tragen könnte. Da rettet die neu ankommenden Marsianer auch nicht, dass die Schwerkraft auf dem Mars nur ein Drittel von der auf der Erde ausmacht.

Tatsache ist nun einmal, und darüber können wir uns nicht hinwegsetzen, dass unsere Muskulatur nach dem Prinzip »Use it or lose it« funktioniert und verkümmert, wenn wir sie nicht gebrauchen. Die Muskelabbauprozesse sind zwar im All, wo keine Schwerkraft auf den Körper der Astronauten einwirkt, besonders groß, allerdings meint es auch der sitzende Alltag nicht gut mit unserem Körper. Wussten Sie, dass der durchschnittliche Erwachsene in unserem Kulturkreis fast acht Stunden am Tag im Sitzen verbringt?[3] Sitzen scheint das neue Rauchen zu sein und es ist kein Wunder, dass unsere Rückenmuskulatur durch die einseitige Belastung verkümmert. Aber wo ist sie hin, unsere Bewegungsfreude? Immerhin waren wir über weite Strecken unserer evolutionären Entwicklung Nomaden, die auf zwei Beinen durch die Landschaft zogen. Gibt es überhaupt so etwas wie einen natürlichen Bewegungsdrang? 

Organismen im Allgemeinen und der Mensch im Besonderen

Man könnte die Organismen auf diesem Planeten in zwei Kategorien aufteilen: diejenigen, die irgendwo festgewachsen sind, und jene, die sich frei bewegen können. Organismen, die an einen Standort gebunden sind, müssen mit dem zurechtkommen, was sie dort vorfinden. Wenn sich für Pflanzen & Co. die Bedingungen in eine Richtung ändern, die sie nicht kompensieren können, dann geben sie für gewöhnlich sehr schnell den Pflanzenlöffel ab. Zu ihrem Überlebenskonzept gehört daher, genügsam und auf möglichst alles vorbereitet zu sein. Dies ist vermutlich ein Grund dafür, dass die meisten Pflanzen im Vergleich zu mobilen Organismen über ein größeres Genom verfügen. Mit ihrem beeindruckenden Repertoire an Genen, die im Notfall aktiviert werden können, sind sie in der Lage, ihren Stoffwechsel von links auf rechts zu krempeln oder auf ein Minimum herunterzufahren.

Warum wir uns bewegen müssen

Sobald man sich bewegen kann, werden die Konzepte in eine andere Richtung verschoben. Man ist nicht mehr darauf angewiesen, mit dem zurechtzukommen, was einem zufliegt. Ist man in der Lage, zu Ressourcen seiner Wahl zu kriechen, krabbeln, fliegen, schwimmen oder zu laufen, darf der Bedarf steigen – nach Wasser und Energie oder nach ausgefalleneren Rohstoffen. Ist es für stationäre Organismen von Vorteil, viel einlagern zu können, würde ein mobiler Organismus sich mit zu hohen Lagerbeständen das Leben unnötig schwer machen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das kostet nicht nur Energie, sondern schränkt auch in der Bewegung ein. Also sinken die Speicherkapazitäten für alle Stoffe, zu deren Quellen man sich hinbewegen kann. Wasser zum Beispiel. Pflanzen können teils erstaunlich lang ohne die Zufuhr von Wasser auskommen. Die meisten Tiere haben damit ein weit größeres Problem.

Die Möglichkeit, sich bewegen zu können, bietet demnach eine Reihe von Vorteilen und Optionen. Sie hat jedoch den Nachteil, dass man sich nun einmal bewegen muss, wenn man all seine Bedürfnisse decken und überleben will.

Über Jahrmillionen ließen sich weder Wasser noch Nahrung übers Internet bestellen. Ein mobiler Organismus musste sich in seiner Umwelt bewegen, wenn er mit ihr interagieren und seinen Bedarf decken wollte. Das kostete eine Menge Energie. Ein cleverer Organismus spart deshalb überall dort ein, wo eine benötigte Funktion an ein bereits existierendes System gekoppelt werden kann. Wozu Energie verschwenden, wenn man etwas in einem Rutsch erledigen kann? Unsereins nutzt schließlich auch den unvermeidbaren Toilettengang, um auf dem Rückweg zum Arbeitsplatz noch einen Kaffee oder im Kino den Nachschlag Popcorn zu holen. Der menschliche Körper spart auch, wenn er kann.

Der Mensch ist gleichwarm. Das bedeutet, dass die Körpertemperatur unabhängig von der Umgebung geregelt werden kann. Allerdings auch muss, da die gesamte Physiologie auf ein bestimmtes Temperaturfenster angewiesen ist. Sinkt die Außentemperatur, kostet warm bleiben Energie, die aus Nahrung gewonnen werden kann. Die Nahrungssuche kostet ebenfalls Energie, erzeugt aber durch die Bewegungsenergie gleichzeitig Wärme. Der Sparfuchs erkennt den Vorteil.

Neben der Wärmeerzeugung wäre als weiterer Effekt der Bewegung die unvermeidliche mechanische Verformung des Körpers zu nennen. Sie können keinen Schritt tun, ohne dass sich in Ihrem Körper nicht gleichzeitig Strukturen und ganze Organsysteme verschieben. Durch die Verformung des Körpers wird in seinem Inneren alles mehr oder weniger gequetscht, gestaucht, verschoben, auseinandergezogen oder gedehnt. Die Organismen auf diesem Planeten bestehen zu einem sehr großen Teil aus Wasser in einer mehr oder weniger wasserdichten Außenhülle – was sie automatisch zu hydraulischen Systemen macht. Die Flüssigkeit im Inneren kann nicht weg und ist auch nicht komprimierbar. Jede Volumenveränderung führt dadurch zu einem Flüssigkeitsstrom. Selbst die Zellzwischenräume verändern durch die mechanische Verformung des Körpers bei Bewegung ihre Größe und Form und damit die Menge an Flüssigkeit, die hineinpasst. Zwar nur minimal, trotzdem führt selbst das zu einer Umverteilung der extrazellulären Flüssigkeit. Jeder Schritt bewegt dadurch den gesamten Körper und bringt die Flüssigkeiten im Inneren in Fluss. Dazu wirken auch noch physikalische Kräfte wie die Schwerkraft und die Zentrifugalkraft. Läuft man zum Beispiel hinter einem Mammut oder der Straßenbahn her, sorgen schon allein die unterschiedlichen Beschleunigungen dafür, dass die Organe ganz ordentlich durchgerüttelt werden.

Aus dem unvermeidlichen Laufen zur Nahrungsquelle lässt sich also Gewinn schlagen: Die Ströme im Inneren werden in Wallung gebracht und der Stofftransport schon allein durch die mechanische Verformung angekurbelt.

Warum wir uns nicht bewegen wollen

Eigentlich ist der Körper also darauf angewiesen, sich ausreichend zu bewegen, um zu funktionieren. Und eigentlich neigt die Natur dazu, aus dem Notwendigen ein Bedürfnis zu machen. Der Mensch hat Hunger und Durst, damit er nicht vergisst, zu essen und zu trinken. Er wird müde, damit er schläft, und »horny«, damit er seine Gene verbreitet. Bei der Bewegung hat die Natur geschlampt. Einen wirklichen »Bewegungsdrang« hat der Mensch eigentlich nur in der Kindheit. Vielleicht war es nie nötig, ein direkt greifendes Belohnungssystem an die Bewegung zu koppeln, weil Bewegung zur Befriedigung unserer anderen Bedürfnisse zwingend notwendig war. Nahrung hinterherrennen, zum Wasser laufen, darin nicht ertrinken, Schutz suchen, die Umgebung erkunden – schon der Urahn des Menschen war ständig unterwegs, um genug zu essen zu haben und nicht selbst zur Beute zu werden.

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[1]Fitts, R. H. (2010). Prolonged Space Flight-Induced Alterations in the Structure and Function of Human Skeletal Muscle Fibres. In: The Journal of Physiology 15 (588). S. 3567–3592.

[2]Lee, S. M., Cobb, K., Loehr, J. A., Nguyen, D., & Schneider, S. M. (2004). Foot-ground reaction force during resistive exercise in parabolic flight. In: Aviat, Space, and Environmental Medicine 75 (5). S. 405–412.

[3]Froböse, I., Biallas, B., Wallmann-Sperlich, B. (2018). Wie gesund lebt Deutschland? DKV-Report. S. 51. https://www.dshs-koeln.de/uploads/tx_news/DKV-Report-2018_01.pdf.Letzter Aufruf: 11.06.2019.

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